Ghostheart Nebula – Blackshift – Album Review

Ghostheart Nebula – Blackshift
Herkunft: Mailand / Italien
Release: 17.10.2024
Label: Meuse Music Records 
Dauer: 57:37
Genre: Death / Doom Metal


Drei Jahre und einen Monat hat es gedauert den Nachfolger zum grandiosen Debütalbum Ascension aufzunehmen. Die Italiener haben mich nachhaltig mit Ihrem 2021er Release beeindruckt und das, trotzdem musikalisch gesehen nichts an der stilistischen Ausrichtung der Band wirklich neu oder innovativ ist.

Ghostheart Nebula spielen immer noch melancholischen Death / Doom Metal, welcher von Seite der Lyrics her recht vage gehalten ist. Daran ändert sich auch auf dem neuen Album Blackshift nichts. Oder sollte man besser sagen, dass sich zum Glück für den Hörer nichts ändert?

Details in unendlicher Weite

Ghostheart Nebula bleiben sich selber treu. Trotzdem ist das zweite volle Album der Band kein Stillstand. Das Zusammenspiel und die Spannungen der weiblichen Singstimme und der männlichen derben Growls klingt noch intensiver. Der Sound der Scheibe klingt durch die Produktion anders, vielleicht wärmer und nicht mehr so kosmisch steril.

Trotzdem der reine und technisch perfekte im Sound beim Vorgänger Ascension die Kälte und Weite des Klangkosmos unterstrich, ist die neue Produktion doch etwas anders. Das Schlagzeug klingt organischer und bekommt die klangliche Weite durch den Hall im Raum. Durch das Album zieht sich eine konstante Unendlichkeit, die von Keyboardteppichen getragen wird. Dazu erzählt die Band schwer fassbare Geschichten. Es geht um den Konflikt von unendlicher Größe mit den dazu im Vergleich geradezu klein wirkenden inneren menschlichen Spannungen.

Schweben im Klang

Nicht immer ist es notwendig die Message komplett auszuloten. Das Schweben des Hörers im Sound von Blackshift gleicht einem Dahintreiben in einem mit Licht durchflutetem Salzsee. Dabei entlockt Lucia Amelia Emmanueli mit ihrer wunderbarer Stimme dem Hörer Emotionen, während Maurizio Caverzan die harten Felsen symbolisiert, an denen die Wellen sich brechen und zurückgeworfen werden. Die Italiener achten darauf sich nicht drängen zu lassen, wie man HIER bei The Opal Tide hören kann. Der Song baut sich kontinuierlich auf ohne zu explodieren und beeindruckt trotzdem.

Doch Ghostheart Nebula können auch überraschen. Unerwartet dramatisch und schnell fällt der Opener Sunya aus. Der wahrscheinlich am breitesten aufgestellte Song des Albums, der HIER gehört werden kann, verarbeitet anfängliches Midtempo mit Blastbeats. Das der musikalische Fluss als Grundgerüst nicht verloren geht, liegt an den Tasteninstrumenten und dem getragenen Backgroundgesang. Dazu gesellt sich ein meisterliches Gitarrensolo, welches temporär den Hörer dominiert, aber sich dennoch wunderbar im Sound integriert ist.

Verweilen, weil es so schön ist

Sicher ist auch Blackshift kein Werk, welches sich Metaller mit einem Hang zur Melancholie permanent anhören sollten. Insgesamt ist das zweite Album der Italiener episch-dramatischer und stark emotionalisierter Doom Metal. Das mag als Rezept simpel und altbekannt klingen, aber wenn man es so gut zelebriert wie Ghostheart Nebula, dann gibt es keinen Grund sich nicht komplett hinzugeben. Worauf die Band verzichtet sind kleine Experimente, wie dem Einsatz eines Theremins beim Vorgängeralbum.

Das Albumfinale kann genregerecht kein kurzes Stück sein. Zehn Minuten Klangkosmos beinhaltet das abschließende Orphan Of Light. Der Song lebt von allen musikalischen Widersprüchen, weil er das Genre voll auslotet und gewinnt, weil er schön und rau zugleich ist. Dazu beeindruckt er mit seiner vertonten Unendlichkeit, welche den Hörer in seinen Bann zieht.


Fazit
Wiederum haben Ghostheart Nebula einen Treffer für Freunde des getragenen Doom / Death Metal abgeliefert. Blackshift klingt organischer und dichter als sein direkter Vorgänger, wenn er auch auf Experimente und kosmische Kälte verzichtet. Das emotionale Spiel der Singstimmen ist meisterlich mit der Band verflochten und weckt jetzt schon Vorfreude auf Zukünftiges. 9 / 10

Line Up
Lucia Amelia Emmanueli – Gesang
Maurizio Caverzan – Gesang
Aron Corti – Gitarren
Bolthorn – Bass
Panta Leo – Schlagzeug
Nick Magister – Gitarren, Synthesizer

Tracklist
01. VdB 141 IC 1805
02. Sunya
03. The Opal Tide
04. Naught, I
05. Infinite Mirror
06. Blackshift
07. Traces
08. Orphan Of Light

Links
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Instagram Ghostheart Nebula
Bandcamp Ghostheart Nebula 


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