Dødheimsgard – Black Current Medium – Album Review
Dødheimsgard – Black Current Medium
Herkunft: Norwegen
Release: 14.04.2023
Label: Peaceville Records
Dauer: 01:09:58
Genre: Avantgarde Black Metal, Avantgarde Metal, Prog Rock
Wenn man auf avantgardistischen Black Metal Szene in Norwegen zurückblickt, fallen einem unweigerlich die Alben von Mayhem, Grand Declaration of War und Ulver, Nattens Madrigal ein. Die jüngste Vergangenheit hat allerdings eines der besten Outputs des Genres hervorgebracht. Dødheimsgard´s, A Umbra Omega war 2015 eine musikalische Offenbarung und gehörte in dem Jahr zu meinen absoluten Highlights.
Jetzt, volle acht Jahre später, gilt daher meine volle Aufmerksamkeit ihrem neusten Output. Was hat diese intelligente Band um den legendären Frontmann Vicotnik jetzt in ihrem breiten musikalischen Köcher? So viel vorab: Er ist gefüllt mit Kreativität und meine Begeisterung kennt kaum eine Grenze.
Ein leerer Raum und Bausteine der Realität
Der Einstieg ins Album lässt schon große Taten vermuten. Et Smelter ist eine fantasievolle Tour in eine Welt voller Schmerz und Melancholie. Das zehnminütige Epos ist eine gehaltvolle Kombination Industrial Black Metal, Synthie Prog Rock a la Pink Floyd und dem eigenwilligen Stil, den man von Dødheimsgard kennt. Die Besonderheit ist, dass trotz der vielfältigen Stilrichtungen, eine Eingängigkeit aufrecht gehalten wird.
Progressiv und innovativ gehen die Norweger weiter zur Sache. Tankenspinnerens Smerte ist gespickt mit komplexer Gitarrenarbeit, die zwischen den Genrewelten schwebt. Für mich ein Stück, das Avantgarde Metal / Black Metal perfekt beschreibt. Darüber hinaus setzt der grotesk-vielfältige Gesang von Victonik neue Maßstäbe. Alles hört sich an, als ob er eine Geschichte lebhaft erzählt.
Geniale Raserei und gefühlvolle Atmosphäre
Wer in andere Sphären weggleiten möchte und auch ein wenig Bock hat das psychedelische Tanzbein zu schwingen, sollte beim überragenden Interstellar Nexus feste die Augen schließen, sich in die Mitte des Raums stellen und dieses musikalisches Meisterwerk in vollen Zügen genießen. Normalerweise kann ich nicht viel mit dieser Richtung anfangen, aber in Verbindung mit diesem Album ist es der totale Wahnsinn. Zwischendurch frage ich mich, wie die Jungs auf so einen abgefahrenen Mix kommen? Beim nächsten Track It Does not Follow verstärkt sich mein Gedanke. Hier vermischen die Norweger Easy-Listening Bar Jazz mit treffsicheren modernen Black Metal und erschaffen ein ungezügeltes Biest. Wir sprechen hier von purer Genialität.
Der Grad zwischen Verwirrung und Angst ist schmal
Die Melancholie gipfelt in eine Piano-Intermission Namens Voyager, welche ihresgleichen sucht und die nächste Phase des Albums einläutet. Mit Halow lässt das Album erhabene Momente und breite Soundlandschaften zu, welches Merkmale einer typischen nordischen Hymne hat. Irre wie alle Songs mit den Gefühlen des Hörers spielen. Stellt man sich auf eine Richtung ein, erfolgt der nächste unerwartete Schlag. Im folgenden Det Tomme Kalde Morke wird gnadenloser Black Metal zelebriert, der mittendrin zu einer dunklen Synthie-Pop Nummer mutiert. Dieser Song zeigt auf, dass die Band sich an keine Konventionen hält. Getreu dem Motto: Die Gedanken sind frei!
Letzteres ist auch dem Track Abyss Perihelion Transit HIER anzumerken. Ein Song, der durch Wendungen und seiner ungewöhnlichen Songstruktur überzeugt. Auffallend ist, dass fast in jedem Song ein Background Chor immer einer beseelendes „Uuuuhhhuuuuhh“ singt, dies zieht sich wie ein roter Faden durchs Album und lässt mich daher von der Art her, ein Konzeptalbums vermuten.
Für den gespenstischen Abschluss sorgt dann das wunderschöne Requiem Aeternum, dessen cineastische Pianomelodien, der Klagegesang und Cello-Einsätze für nasse Augen und Gänsehaut sorgt. Darüber hinaus wird das Album durch einen meisterhaften Sound gekrönt. Ich bin mehr als sprachlos auf Grund dieser Meisterleistung.
Fazit
Dødheimsgard´s Black Medium Current wird ab sofort von mir als neues Referenzwerk genannt, wenn es um modernen avantgardistischen Black Metal geht. Für mich persönlich ist es das beste Album der letzten fünf Jahre. 70 Minuten geniale innovative Musik, gepaart mit einem außergewöhnlichen Charakter. Ich würde gerne mehr als die volle Punktzahl geben, da dies nicht möglich ist – eine glanzvolle 10 / 10
Line Up
Vicotnik – Gesang, Gitarre
L.E. Måløy – Bass
Tommy „Guns“ Thunberg – Gitarre
Myrvoll – Schlagzeug
Tracklist
01.Et Smelter
02. Tankespinnerens Smerte
03. Interstellar Nexus
04. It Does Not Follow
05. Voyager
06. Halow
07. Det Tomme Kalde Morke
08. Abyss Perihelion Transit
09. Requiem Aeternum
Links
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Facebook Dødheimsgard
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