ArsGoatia – Nachgefragt bei Thom – Interview

Die aus der Funkenflug Society entsprungenen ArsGoatia, konnten mich mit Ihrem Debütalbum Hiding Amongst Humans mehr als überzeugen. Daher musste ich unbedingt mit Thom ein paar Worte wechseln. 


Frank (Soundmagnet.eu): Servus Thom, ich möchte euch erstmal zu einem äußerst gelungenen Debütalbum gratulieren! Wie gehts euch gerade mit dem Rummel um das Release von Hiding Amongst Humans?
Thom (ArsGoatia): Es läuft gerade sehr gut. Wir sind mit den Rückmeldungen sehr zufrieden. Wir wollten dem Black Metal noch unsere hässliche Variante mitgeben und jetzt ist das Album raus. Als Streaming und als unglaublich geile Digipack CD. Was Vàn Records hier für eine Material Schlacht aufgefahren haben ist komplett dekadent. Eine Vinyl Version wirds demnächst auch geben!

Frank: Ich möchte gleich auf euch als Band zu sprechen kommen: Welche Beweggründe waren es, weshalb du und Barth ArsGoatia gegründet habt? OSDOU führt ja mittlerweile Mucho weiter, steht ihr noch weiter in freundschaftlichem Kontakt?
Thom: Wir haben immer wieder mal Kontakt. Wir kennen uns ja schließlich seit Jahrzehnten. Und weil Barth und ich ruhelose Geister sind, müssen wir immer kreativ sein. Das ist auch extrem wichtig für die Psychohygiene, wir müssen das Leben mit all seinen Perversionen reflektieren. Wir haben mit C.K. einen völlig kranken Drummer an der Hand mit dem wir ordentlich Gas geben können. Und als G.P., ein langjähriger Freund und Teil der Funkenflug Society, als zweiter Gitarrist mit dabei war, haben wir im Juni 2021 innerhalb von vier Monaten das Album geschrieben und das Gesamtkonzept ArsGoatia ausgearbeitet. Im Dezember waren wir dann gleich in den Q7 Studios bei Michael Zech und haben die Songs in vier Tagen live eingeprügelt. Wir haben also keine Zeit verloren, sondern die irre Energie genutzt, um ein kompaktes finsteres Debüt rauszuhauen. Ich hoffe, man hört, dass alles zornig und authentisch ist.

ArsGoatia ist einfach eine zornige, blutige Inkarnation, die ihr Fundament im Black Metal hat

Frank: Die Stilrichtung unterscheidet sich von der von OSDOU extrem, obwohl sie immer noch einen mystisch-okkultistischen Flair hat. Wieviel Funkenflug Society färbt auf eure Musik ab?
Thom: Wir haben uns immer als Künstler Kollektiv gesehen, deshalb sind bei ArsGoatia auch keine fremden Leute, oder „Hired Guns“ dabei. Alle in der Band sind auch jahrelang Teil der Funkenflug Society. Vielleicht ist das die Fortführung dieses mystisch-okkulten Flairs, von dem du sprichst. ArsGoatia ist einfach eine zornige, blutige Inkarnation, die ihr Fundament im Black Metal hat. Allerdings legen wir die Musik eklektisch an. Wir wollen uns nicht limitieren. Hör dir When Heresy Repeats Itself an! Das ist eine unglaublich dichte Beschwörung in Zeitlupe. In dem Song geht es um das Sterben einer Ideologie, um eine dramatische Meinungsänderung, die sich wie ein Mantra langsam aus dem Unterbewusstsein herausschält und wie ein Vulkan ausbricht. Deshalb baut sich die Nummer, Stück für Stück auf, in einer Klimax, bis zur Befreiung.

Was hat es mit der Funkenflug Society auf sich?

Frank: Es gibt auch noch Leser, für die diese Bewegung neu ist, wie erklärst du einem Außenstehenden die Funkenflug Society?
Thom: Auf der Neudegg Alm im Süden auf einem Gipfel im Salzburger Land, finden Menschen zusammen, die einen Ort der Begegnung und der Befreiung schaffen. Das ist die Funkenflug Society. Künstler, Handwerker, Musiker, etc. Barth richtet dort die Sommersonnwende im Rahmen eines mehrtägigen Festivals aus. Hier besuchen uns Leute aus der ganzen Welt. Außerdem wird dort oben das Neudegger Bier in der eigenen Hausbrauerei gebraut. Wer mehr erfahren will, kann sich die Dokumentation „Shadows of Light“ anschauen. Hier kommen auch viele bekannte Musiker von Primordial, Bölzer oder Solstafir zu Wort.

Frank: Musikalisch legt ihr viel Wert auf komplexe Riffs, die sehr an amerikanischen Death Metal erinnern und an atmosphärischen nordischen Black Metal. Habt ihr euch hier ein bestimmtes Ziel gesetzt oder sind die Ideen aus dem Bauch heraus entstanden?
Thom: Alles was du hörst ist aus dem Bauch heraus entstanden. Wir haben im Proberaum einen Song nach dem anderen geschrieben und als alles fertig war, sofort aufgenommen. Deshalb klingt das Album so spontan und unverfälscht. Du hörst keine gesampelten Instrumente, keine Modeling Amps, keine getriggerten Drums. Alles ist echt und organisch. Ich weiß nicht ob die Riffs komplex sind, aber Alben wie „Altars Of Madness“, „Nemesis Divina“ oder „Sworn to the Dark“ haben uns sicher beeinflusst.

Es geht um Entfremdung und Nihilismus

Frank: Hiding amongst Humans – welche Bedeutung steckt genau hinter dem Albumtitel?
Thom: Es geht um Entfremdung und Nihilismus. Du wirst in den letzten Jahren sicher öfter das Gefühl gehabt haben, dass du die Welt und das Verhalten der Menschheit nicht mehr verstehst. Völlig verlogene, narzisstische Scheiße, oder Institutionen, die aus heiterem Himmel versagen. Deswegen fühlt man sich wie ein Fremdkörper, mitten unter normalen Menschen. Und da sind diejenigen, die alles in Kauf nehmen, egal wie absurd, um den Blick in die eigenen Abgründe zu vermeiden. Diese Abgründe verstecken sich in jedem einzelnen Menschen. All das verhandeln wir in den Lyrics. Es gibt kein Licht am Ende des Tunnels. Der verdammte Tunnel ist die endlose, trostlose Realität.

Frank: Ist der Bandname ArsGoatia eine Anspielung auf die ArsGoetia, Zauberbuch mit  Beschreibung von 72 Dämonen?
Thom: Nein, aber er leitet sich durch die Wortschöpfung ab. Die Assoziation ist natürlich beabsichtigt.

Frank: Aktuell gibt es wieder viele Dämonen in Menschengestallt genau in Europa, unmittelbar in unserer Nähe. Ist dieser schlimme Umstand in eure Musik mit eingeflossen oder ist die generelle böse Ader der menschlichen Rasse ein Thema für euch?
Thom: Unbedingt! ArsGoatia kann man ganz plakativ als „Kunst des Gehörnten“, des „Widersachers“, übersetzen. Die Dämonen sind die Menschheit in ihrer kollektiven Schwachsinnigkeit. Wir bewahren uns den Optimismus für den Alltag auf, die Musik dient der Katharsis.

Frank: Hat es einen Grund, warum das Album tatsächlich „nur“ knapp über 30 Minuten Spiellänge hat? Tatsächlich hätte ich mich noch über zusätzliche 10 Minuten sehr gefreut :-).
Thom: Es hat sich zu dem Zeitpunkt fertig angefühlt. Wichtig ist uns, eine bestimmte Stimmung zu erzeugen und ein Statement abzugeben. Manchmal braucht es dafür 15 Minuten Tracks, oder eben nur 31 Minuten für ein ganzes Album. Wir haben mit den sieben Tracks ein breites Spektrum an Extrem Metal aufgefächert und dass du das Album als kurzweilig wahrnimmst, ist perfekt.

Die Festival Saison wird großartig! 

Frank: Welche Musik hörst du im Moment selbst gerne und gibt es eine Band, einen Musiker den du unsere*n Leser*innen gerne ans Herz legen möchtest?
Thom: Die neue The Night Eternal wird sensationell und ich hoffe, dass Vektor nochmal ein gutes Album raushauen. Nekrovault und Stormkeep sind auch großartig.

Frank: Live habt ihr für dieses Jahr schon einige Termine am Start. Auf welches Festival/Location freut ihr euch besonders? Wie bereitet ihr euch als Band auf diese Gigs vor, wie intensiv ist diese Zeit der Vorbereitung für euch als Band?
Thom: Wir sind wieder viel unterwegs! Die Festival Saison wird großartig. Das PARTY.SAN Open Air mit der Vàn Records Label Night ist sicher etwas Einzigartiges. Aber auch das BRAINCRUSHER in HELL Festival mit Bölzer, Uada und Pakkt wird ein Gemetzel. Das holländische GRAVELAND Festival mit Rotting Christ, The Ruins Of Beverast und Mispyrming. Es kann ewig so weitergehen. ArsGoatia ist ein Live Kommando und wir werden heuer noch einige Locations in Schutt und Asche legen.

Frank: Zum Abschluss lass ich deinen Gedanken freien Lauf. Was wolltest du schon immer einmal loswerden und gibst unseren Leser:innen mit auf den Weg?
Thom: Rotten and divine shall be all tragedy, the world is ready for the ultimate Limit. Torches high!!! Wir sehen uns bei den Live Shows!


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