Witchfinder – Forgotten Mansion – Album Review

Witchfinder – Forgotten Mansion
Herkunft:
Clermont-Ferrand / Frankreich
Release:
18.11.2022
Label: Mrs Red Sound Records
Dauer:
36:38
Genre:
Doom Metal / Sludge Metal


Foto Credit: Aurore Staiger

Nachdem uns das französische Quartett Witchfinder Anfang Juni bereits mit zwei neuen Tracks beglückt hatte, erscheint nun zur dunklen Jahreszeit ein vollständiges Album. Nicht nur das Cover sieht finster und unheilvoll aus, auch inhaltlich geht es im neuen Albums Forgotten Mansion um dunkle Geschichten, geisterhaftes und mentale Düsternis.

Personell ist alles bei der Besetzung wie auf der letzten Veröffentlichung Endless Garden geblieben. Das heißt konkret, dass der neue Keyboarder Kevyn Raecke auch weiterhin seine warmen Soundteppiche unter die harten Riffs webt.

Eine alles verdeckende Schwere

Doch ganz so flexibel wie die vorausgegangene EP fällt der Longplayer nicht aus. Einerseits ist das neue Material zwar ultra-heavy, aber nicht so eingängig und leicht verdaulich. Ein Grund könnte die Produktion sein, die Riffs und den Rhythmus in den Vordergrund stellt und die Stimme des Sängers Clément Mostefai gefühlt akustisch in den Nebenraum verbannt.

Gerade seine melancholische Stimme baut flexible Melodielinien auf das doomigen Grundgerüst. Deshalb wirkt das Album bei den ersten Hördurchgängen ultra-heavy und wieder mehr dem Sludge, wie beim Vorgänger Hazy Rites von 2019, zugewandt.

Das Keyboard bringt natürlich etwas Farbe ins Spiel und ein Song wie Lucid Forest wäre ohne diese Klänge nur halb so wirkungsvoll. Gerade in diese Tastentöne habe ich mich verliebt, denn sie tragen einen Touch goldene Wärme in die Kompositionen. Mischt sich dann noch die Gitarre wehmütig mit ein, dann bekomme ich wohlige Assoziationen zu Type O Negative.

Dunkle Räume mit verblassenden Gestalten

Doch es gibt inhaltliche Unterschiede in den fünf meist langen Songs. Am leichtesten zu verdauen ist sicher Ghosts Happen To Fade, welches ihr HIER anhören könnt. Man hört auf den über sieben Minuten doomige Parts, weiche Keyboardsounds und schöne Gitarrensoli. Dazu steigert sich der Gesang gegen Ende zu einem energetischem Gekeife und sorgt so für einen heftige Steigerung.

Dieses Konzept der Platzierung von aggressiver Steigerung der Stimme und des Gitarrensolos im letzten Viertel kommt oft zur Anwendung. Dadurch überrascht der musikalische Aufbau nicht mehr bei jeden Stück. Auch ein gekonnter Tempowechsel zum gehobenen Midtempo, wie im letzten Drittel des Opener Approaching, hätte das andere Material etwas aufgelockert.

Vielleicht ist auch mein Ansatz und die Erwartung an Forgotten Mansion falsch? Witchfinder kommen nun einmal vom Sludge und deshalb gibt es vordergründig brachiale Riffs und Rhythmen.

Rauchiger Doom Klassiker

Zwischen den ganzen dunklen und schauerlichen Themen taucht aber auch ein Doom und Stoner Klassiker auf. Schon der Titel Marijuana nennt den Inhalt und die Triebkraft für diesen Song. Die Band hält in Bezug auf das Kiffen nicht hinterm Berg und geht schon fast plakativ und eindeutig mit dem Thema um. Zu hören gibt es eine sich entwickelnde brachiale Abrissbirne, die gegen Ende noch einmal mit heftigen Growls verziert wird und kompromisslos die doomige Rhythmik durchzieht.

Das abschließende The Old Days trägt dann wieder dieses Gefühl von warmen, goldenen Strahlen in sich. Die Keyboard scheinen wie die untergehende Sonne durch das Dachfenster eines alten Hauses und die Gitarre darf dazu sprechen. Prinzipiell halten Witchfinder in allen fünf Songs in erster Linie an der brachialen Härte des Dooms fest. Der Gesang ist der Melodieträger und wird temporär mit Keyboardsounds und Gitarrensprengeln unterstützt.


Fazit
Witchfinder schalten nach dem melodiösen Ausflug auf der EP zur Jahresmitte wieder auf Doom und primäres heavy Riffing zurück. Das Album ist mit seiner kompromisslosen Haltung für Genrefreunde ein Treffer, aber auf traditionelle Metaller wirkt Forgotten Mansion sicher eine Spur zu statisch. 7/ 10

Line Up
Clément Mostefai – Gesang, Bass
Stanislas Franczak – Gitarre
Thomas Dupuy – Schlagzeug
Kevyn Raecke – Keyboards

Tracklist
01. Approaching
02. Marijuana
03. Lucid Forest
04. Ghosts Happen To Fade
05. The Old Days

Links
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