The Offering – Seeing the Elephant – Album Review

The Offering – Seeing the Elephant
Herkunft:
Boston, Massachusetts / USA
Release:
04.11.2022
Label: Century Media Records
Dauer:
51:48
Genre:
Modern Metal / Progressive Metal


The Offering-BandBereits 2019 haben The Offering mit ihrem Debütalbum für Aufsehen in der Modern Metal Szene gesorgt. Ihr Mix aus brachialem Sound und melodischen Elementen brachte der Band sogar eine Zusammenarbeit mit den Legenden von Body Count ein – doch dann kam die Pandemie und damit eine Vollbremsung für die US-Amerikaner.

Die Zeit der Lockdowns haben die Musiker jedenfalls genutzt, um an Seeing the Elephant zu arbeiten. Auf den Albumtitel ist übrigens Sänger Alexander Richichi gekommen. Zur Erklärung: Den Elefanten zu sehen ist in den USA ein Epigramm, also eine Art sehr kurzes Spottgedicht, das soviel bedeutet wie „Pyrrhussieg“. Es wird oft mit dem amerikanischen Bürgerkrieg, den Expansionspfaden nach Westen und den Bordellen des amerikanischen Westens in Verbindung gebracht.

Für diesen und die zahlreichen weiteren, politischen Untertöne auf der Scheibe wurde die Band vor allem durch den Tod von George Floyd inspiriert, der weltweit für Aufsehen und in den USA für zahlreiche Proteste gesorgt hat. Gitarrist Nishad George musste während der Entstehung zudem mit dem Krebstod seiner Vaters zurechtkommen. „Wir haben das Album eine Woche vor dem Tod meines Vaters fertiggestellt, nicht bevor er es sich anhören konnte. Er sagte mir, es sei das beste Album, das er je von mir gehört habe. Ich denke das auch“, so der Gitarrist. Anders ausgedrückt: Seeing the Elephant handelt von jeder Menge hartem Tobak.

Gott, Waffen und Krebs

Musikalisch bewegen sich The Offering zwischen den Stühlen. Einerseits klingt die Scheibe brutal und brachial, im Sinne von modernen Bands wie Bloodsimple. Andererseits haben die US-Amerikaner aber auch ruhige und düstere Passagen in petto, die stellenweise auf System of A Down oder Korn verweisen. All das passiert allerdings auf einem musikalischen Grundgerüst, das an progressive Helden wie Nevermore erinnert. Ihr habt es bestimmt schon gemerkt, aber falls nicht: Ja, The Offering sind eine dieser Bands, die ihren ganz eigenen Stil entwickelt haben.

Zudem macht es die Band ihren Hörern nicht unbedingt leicht, denn der Opener WASP führt einem direkt und in siebeneinhalb Minuten das weitreichende Klangspektrum dieser Combo ungefiltert vor Augen (und Ohren). Das Video zum Song findest du HIER. Übrigens ist die Nummer ein herber Rundumschlag auf die religiöse Doppelmoral und Waffenverliebtheit der USA: „Your god of guns – a god of hate. You protestants, you all look the same to me, a cancer to the free.“

Unversöhnlich mit Spaß-Faktor

Viel versöhnlicher wird’s auch im Laufe das Albums nicht, in Flower Children wird beispielsweise der Lifestyle und Werdegang der Babyboomer-Generation angeprangert – gelinde ausgedrückt. Wer sich nicht für die Messages interessiert, kann sich in diesem Song aber auch einfach an brachialem und stark umgesetzten Metal mit jeder Menge Heavyness erfreuen. With Consent dreht sich dann gegen Ende das Albums noch um Sadomaso-Fantasien, vorgetragen auf einer Basis von modernem Metal mit Industrial-Einschlag.

Nein, das hört sich alles nicht nach Easy-Listening an und ist es auch nicht. Insgesamt schaffen es The Offering aber, trotz der teils harschen Texte und dem wilden Genre-Mix, stets einen roten Faden durch ihre Songs zu knüpfen. Zudem sind sie immer melodisch genug, um auch weniger Progressive-affine Hörer nicht abzuschrecken. So macht moderner Metal Spaß und ist was für die ganze Familie – abgesehen von Kindern sowie gläubigen oder konservativ eingestellten Familienmitgliedern.


Fazit
The Offering holen auf Seeing the Elephant zum wütenden Rundumschlag aus – sowohl musikalisch als auch textlich. Ihr progressiver und moderner Metal groovt tonnenschwer und besitzt dennoch genügend Leichtigkeit, um seine Hörer nicht zu überlasten. Starke Leistung und 8 / 10

Line Up
Alexander Richichi – Gesang
Nishad George – Gitarre
Spencer Metela – Bass
Steve Finn – Schlagzeug

Tracklist
01. WASP
02. Ghost Mother
03. Tipless
04. Rose Fire
05. Seeing the Elephant
06. My Heroine
07. Flower Children
08. Tiny Disappointments
09. With Consent
10. Esther Weeps

Links
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