All that you can do is wish them well – ein Nachruf auf Neil Peart

Am letzten Dienstag ging mit Neil Peart (12.09.1952 – 07.01.20) ein ganz Großer der Musikbranche von uns. Mit diesem Nachruf möchten wir ihm die letzte Ehre erweisen 


Foto Credit: Ethan Miller

Rush wurde Ende 2015 nach ihrer Farewell Tour unter anderem aufgelöst, weil Neal Peart nicht mehr wusste, ob und wie er weitere Touren auf seinem höchsten Niveau durchstehen kann, und weil er mehr Zeit seiner Familie widmen wollte. Wie wenig Lebenszeit ihm noch übrig blieb, das konnten nur die wenigsten ahnen, er selbst und enge Freunde vielleicht, aber die Öffentlichkeit, die Fans und damit mich, traf die gestrige Nachricht seines Todes wie ein Schlag und hat mich emotional erst einmal in einen unklaren Zustand versetzt.

Neal war ein essentielles, wenn nicht sogar das wichtigste Mitglied der Gruppe Rush, die mich lange durch viele Lebensphasen begleitet hat. Ich bin kein aktiver Musiker, aber sein Schlagzeugspiel, sein Sinn für Melodik, seine Offenheit für Spieltechniken anderer Kulturen, seine Exaktheit, all das hat mich auch erreicht und begeistert, und haben durch seine Vorbildfunktion auf andere Schlagzeuger, die ich sehr mag (unter anderem Mike Portnoy), zudem noch indirekt in diesen weitergelebt.

Noch viel wichtiger für mich, und etwas, das ihn im Olymp der Schlagzeuger einen Spitzenplatz einnehmen liess, waren seine unglaublich intelligenten, vielschichtigen, philosophischen Texte, sei es soziokulturell, in Subdivisions von Signals beispielsweise, oder mit zunehmenden Jahren auch persönlich, zum Beispiel die Verarbeitung des Verlustes seiner ersten Familie in Ghost Rider von Vapor Trails.

Das sind nur zwei Beispiele. Auch als Buchautor habe ich ihn schätzen gelernt, sein Reisetagebuch Ghost Rider oder die Steampunkgeschichte zu Clockwork Angels habe ich mit Begeisterung gelesen. Sie zeigten mir zusätzliche Facetten der in der öffentlichen Erscheinung doch recht unauffälligen Person Neil Pearts auf.

Egal in welcher Lebenslage und Situation, ich habe mich stets in irgendeinem seiner Texte wiedergefunden, und mit seinem Tod hat sich für mich der Zugang zu seinem Werk, die Art wie ich seine Texte und seine Musik wahrnehme, schlagartig verändert. Dafür bin ich ihm wirklich sehr dankbar und es zeigt, wie groß der Verlust für mich als Fan schon ist. Nicht auszudenken, wie sehr Neil Peart seiner Familie und seinen Freunden fehlen wird, was seine ehemaligen Bandkollegen mit einschließt.

Aus dem Song Afterimage von Grace under Pressure stammt die Zeile „Suddenly you were gone, from all the lives you left your mark upon“.

Dieses konnte er bei vielen Leben auf die ein oder andere Art, und dementsprechend hinterlässt er eine sehr große Lücke. Die größte Erweisung von Respekt vor Neil Peart wird sein, sich noch einmal knietief in sein Lebenswerk zu stürzen.

Ich vermisse ihn schon jetzt.


Foto Credit Titelbild: Paul Warner/WireImage

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