Misery Index – Complete Control – Album Review

Misery Index – Complete Control
Herkunft:
Baltimore, Maryland / USA
Release:
13.05.2022
Label: Century Media Records
Dauer:
33:46
Genre:
Death Metal / Grindcore


Misery Index-Band
Foto Credit: Ryan Phillips

Misery Index sind seit mit ihrer 21-jährigen Bandgeschichte ein Urgestein des Death Metal made in USA. Die Band wurde vor allem durch ihre sozialkritischen Texte und ihren Mix aus Todesblei, Hardcore und Grindcore bekannt. Auch auf der siebten Scheibe Complete Control bleibt die Combo diesem Erfolgsrezept treu und erschafft ein Konzeptalbum, dessen Songs sich um Überlegungen zu Kontrolle und Überwachung drehen.

„Der zentrale Gedanke ist, dass Macht nicht etwas ist, das in der modernen Welt immer mit roher Gewalt ausgeübt wird, sondern vielmehr als Kontrollgesellschaft, in der sie sich auf einer selbstverwalteten, individuellen Ebene manifestiert – in und durch unsere alltäglichen Gewohnheiten und Praktiken. Jeder Song seziert dann diese heimtückischen Formen der Kontrolle, die darauf abzielen, unser Selbst zu fragmentieren, umzugestalten und zu unterdrücken, um den Interessen der globalen Finanzwelt gerecht zu werden“, sagt die Band selbst dazu. Da soll noch einmal jemand sagen, dass Metal nicht zur Allgemeinbildung beitragen würde.

Geradlinig und vertrackt zugleich

Complete Control beinhaltet neun Songs mit einer Gesamtspielzeit von etwa einer halben Stunde. In gewohnter Band-Manier wird dabei zwischen groovigen Passagen, melodischen Gitarrenlinien und flotten Rhythmen gewechselt – Misery Index beherrschen dieses Wechselspiel perfekt und erschaffen dadurch vertrackte, aber kurzweilige und homogene Song-Strukturen, die sowohl geradlinig sind als auch ein gewisses Maß an Virtuosität aufweisen.

Wer sich nicht für die Lyrics interessiert, der bekommt also US-amerikanischen Death Metal ohne Scheuklappen serviert, der Spaß macht und einfach stark umgesetzt ist. Wer auf die Texte achtet, wird allerdings einige Denkanstöße finden. Beispielsweise im Nackenbrecher The Eaters and the Eaten, wo in Zeilen wie „Our way of life crushed, as our lives drown in work, is this what we’re to think, that a human life is worth?“ unsere ultrakapitalistische Arbeitswelt betrachtet wird. Das Video zum Sing findest du HIER.

Sozialkritik kann auch Spaß machen

Insgesamt betrachtet findet sich auf Complete Control kein einziger Durchhänger, manche Songs bleiben aber stärker im Ohr hängen als andere. Beispielsweise der Titeltrack, der an Melodeath der Göteborger Schule erinnert, sowie Conspiracy Of None, das wie ein Mix aus Behemoth, Slayer und Hatebreed klingt.

Wer seinen Death Metal wütender und geradliniger mag, der sollte hingegen Infiltrators checken. Dieses Riff-Monster eignet sich perfekt für Moshpits und birgt zudem wiederum eine sozialpolitische Botschaft, Stichwort „cross-burning Cops“ sowie „life-sucking Laws“. Das Video gibt’s HIER.

Nach mehreren Hördurchgängen dürfte sich jeder Death Metal Fan jedenfalls seine persönlichen Favoriten herausgepickt haben, denn die Auswahl ist auf Complete Control sehr groß. Geradlinig, vertrackt, düster groovend oder Vollgas – Misery Index servieren uns ihren Sound wie im berühmten Monty Python Sketch: Alles auf einmal und derart viel, dass nicht einmal ein Minzblättchen mehr reinpasst. Trotzdem kann man sich daran nur schwer satt hören, denn dafür macht Complete Control trotz des kritischen Themas einfach zu viel Spaß.


Fazit
Wo Misery Index draufsteht, ist US-amerikanischer Death Metal der höchsten Güteklasse drin. Complete Control kommt ohne Scheuklappen, dafür aber mit starkem, abwechslungsreichem Songwriting und lyrischen Denkanstößen daher und fräst sich seine Bahn in die Gehörgänge jedes Genre-Fans. 8,5 / 10

Line Up
Jason Netherton – Bass, Gesang
Mark Kloeppel – Gitarre, Gesang
Darin Morris – Gitarre
Adam Jarvis – Schlagzeug

Tracklist
01. Administer the Dagger
02. The Eaters and the Eaten
03. Complete Control
04. Necessary Suffering
05. Rites of Cruelty
06. Conspiracy of None
07. Infiltrators
08. Reciprocal Repulsion
09. Now Defied!

Links
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