RAGE – Wings of Rage – Album Review

Rage – Wings of Rage
Herkunft: 
Deutschland
Release: 
10.01.2020
Label: 
Steamhammer
Dauer: 
54:36
Genre:
 Power Metal


Photo Credit: Jörg Tochtenhagen

Die Metalveteranen aus Deutschland RAGE laufen seit 33 Jahren so stabil gut wie eine sorgfältig geölte Maschine und geben keinerlei Anzeichen darauf, dass sie irgendwann auf die Bremse drücken werden. Die neue Scheibe Wings of Rage erscheint pünktlich zum Jahresanfang und soll für eine geile Stimmung in 2020 sorgen. Und glaubt mir, sie wird!

Die elf Lieder werden in einem Digipack angeboten, auf dessen Cover der Soundchaser – der treue Begleiter von RAGE seit 1988 laut Peter Peavy Wagner über die ‚Gräber der Namenlosen wacht‘. Das Motiv wurde nicht zufällig gewählt und gibt uns schon die ersten Andeutungen an die lyrischen Themen, die uns auf der Scheibe erwarten. Interpretiert habe ich das Ganze eigentlich völlig anders, und zwar: das neue Album von RAGE soll anscheinend so geil sein, dass sogar die Toten auf dem Friedhof die Gräber verlassen, um die Musik zu hören!

Los geht es mit True. Ohne Intro (man, wie mag ich die Alben ohne Intro!) geht es direkt in die Folterkammer, wo die Menschen schreien und weinen, denen das Album gerade vorgespielt wird. Den Schmerzensschreien folgt ein fetter Riff und ‚Have meeeercy on me, have meeeercy on you…’: flüssig und eingängig. Der erste Ohrwurm – check!

Die Party geht weiter mit Let Them Rest in Peace – Sinnlosigkeit des Krieges und Undankbarkeit deren, die diese Kriege ausgelöst haben, stehen im Fokus des Songs. Peavy & Co. liefern da ebenso gute Leistung was Riffing und Melodie betrifft. Mir wird auch klar, wie stark und immer noch frisch Peavys Stimme klingt! Der Riff-Angriff wird in der Mitte des Liedes ein bisschen langsamer, um eine Abwechslung reinzubringen, dann aber wieder Abschluss mit Tempo. Der Song ist so eingängig, dass ich ihn gleich nach 3 Hörproben im Kopf durchspielen kann! Der zweite Ohrwurm – check!

Das schnelle Tempo wird mit Chasing the Twilight Zone & Tomorrow (ja, ja – wie immer, ich werde alles morgen machen, aber morgen denke ich wieder an morgen) aufrechterhalten. Wings of Rage schließt dann logisch den ersten Teil der CD. Beim Hören des Liedes stelle ich mir den Soundchaser vor, der wie ein Superheld in einem Hollywood Blockbuster über einen Friedhof rast und Leben und Energie in die Stille der Nacht bringt. ‚Oh oh oh ohhw, we are flyyyyyiiing, flying on wings of rage!’ – der Song ist definitiv ein Highlight der Scheibe. Ohrwurm: check!

A Nameless Grave führt das zweite Kapitel der Scheibe ein, das auch Don’t Let Me Down und Shine the Light umfasst, meiner Meinung nach. Schönes mid-tempo Lied übernimmt da endlich, um in den Musikfluss ein bisschen Abwechslung zu bringen und auch RAGE von noch melodischer Seite zu zeigen. Wahnsinnig schönes Gitarrensolo und symphonisches Arrangement machen A Nameless Grave zu noch einem Highlight der Scheibe.

Don’t Let Me Down schraubt das Tempo wieder ein bisschen nach oben und fühlt sich für mich wie eine Überbrückung zu Shine The Light. Dies ist eine wunderschöne, fast siebenminütige Ballade mit einem eingängigen, traurigen Hauptriff, die die Hoffnung für die Verlorenen und die Vergessenen dieser Welt schaffen soll. Das Lied klingt megageil und ist für mich sicherlich noch ein Highlight des Albums.

Weiter geht es mit HTTS 2.0, was lediglich eine Neuaufnahme von Higher than the Sky ist (wurde ursprünglich auf End of All Days 1996 veröffentlicht). Ab diesem Track geht es mit dem dritten Kapitel der CD, wenn man sie logisch aufteilt. Wieder haben da kürzere, schnelle Lieder das Sagen.

HTTS 2.0 klingt fetter und brutaler als seine Originalversion und ist sicher ein Anhören wert. Was RAGE dazu bewegte, so ein Stück auf die Scheibe zu kriegen, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht einfach zu zeigen, dass RAGE heutzutage noch geiler als früher klingt oder dass die Band zumindest gar nichts im Laufe ihrer Existenz an Komponieren und Wert verloren hat. Das ist eigentlich egal, weil HTTS 2.0 zum Album sehr passend ist und, wie schon erwähnt, klingt für mich irgendwie ‚reifer‘ (sprich: besser) als das Original.

Blame It on the Truth und For Those who Wish to Die schließen das Album ganz organisch ab. Keine von diesen Liedern sticht irgendwie heraus; man fühlt, dass das Ende nah ist.


Mein Fazit:
RAGE enttäuscht nicht! Das Album ist ein solides, hochklassiges Werk. Zuerst wollte ich der Scheibe 8/10 geben, da mich das Ende ein bisschen gelangweilt hat. Aber nach dem mehrmaligen Anhören bin ich zur Entscheidung gekommen, dass ich mich bei Wings of Rage doch über gar nichts beschweren kann. Da gibt es geile, eingängige und schnelle Lieder, da gibt es schöne langsame Lieder mit hervorragenden Gitarrensolos, Peavys Stimme ist frisch und kräftig, alles melodisch und gut gerifft, das Ganze perfekt gemischt und passt zusammen sehr, sehr gut! Go RAGE! 10/10!

 

 

 

 

Links: 
Webseite RAGE
Facebook RAGE 
Nachlese zum Interview mit Peavy Wagner

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