Tony Martin – Thorns – Album Review
Tony Martin – Thorns
Herkunft: Birmingham / UK
Release: 14.01.2022
Label: Battlegod Productions
Dauer: 49:11
Genre: Melodic Hard Rock / Classic Rock
Der Name Tony Martin wird auch nach über 25 Jahren immer noch als Erstes mit Black Sabbath assoziiert. Schon bei der ersten Ankündigung von Thorns habe ich mich gefragt, ob ich aufgrund meines bekennenden Fanboy Status wohl der Richtige für dieses Review bin. Doch nicht mein voreingenommenes, blindes Fan-Dasein gab mir zu denken, sondern der Fakt, dass ich mehr als kritisch, ja vielleicht sogar überkritisch mit dem neuen Werk umgehen würde.
Wer drängt sich schon darum eventuell das Werk des Sängers zu bemängeln, welcher das gebeutelte Schiff Black Sabbath Mitte der 1980er wieder mit seiner Position am Mikro auf einen festen und erfolgreichen Kurs brachte?
Doch das sind alte Geschichten. Nach seinem Ende bei Iommi und Co. wurde es für die breite Masse relativ ruhig. Wenn man etwas genauer hinschaut, dann erkennt man, dass Tony Martin über die Jahre nicht untätig war. So hat er sich als fester Sänger bei diversen, hauptsächlich italienischen, Projekten verdingt. Dazu zählen unter anderem vier Alben mit dem Giuntini Project und drei weitere Alben mit dem Gitarrenflitzefinger Dario Mollo. Auch nicht zu vergessen sind seine Soloalben Back Where I Belong von 1992 und Scream aus dem Jahre 2005. Das alles macht es spannend herauszufinden in welche musikalische Richtung Tony Martin 2022 tendiert.
Alphabetische Genussplatte
Um es kurz zu machen: Thorns ist ein Resultat verschiedener musikalischer Einflüsse und eines Ideensammelns über einen sehr langen Zeitraum. Da die präsentierte Vielfalt groß ist, hat man sich augenscheinlich dazu entschlossen die Songs in alphabetischer Reihenfolge zu platzieren und das macht beim Hören durchaus auch Sinn. Instrumentale Unterstützung gibt es durch den Schlagzeuger Danny Needham, der sonst bei Venom trommelt, Magnus Rosen, bekannt von seiner Arbeit bei Hammerfall, dem Gitarristen Scott McClellan, sowie Greg Smith, der schon für Alice Cooper, Rainbow und viele andere den Bass zupfte.
Das Album startet mit der harten Speednummer As The World Burns. Die Gitarren ballern, das Tempo drängt wie rollender Güterzug und Tony Martin wird beim Gegenhalten mit seiner Stimme deutlich gefordert. Wer den Opener noch nicht kennt, der kann HIER ein Ohr voll nehmen. Der Song klingt modern, druckvoll und entstammt in seiner Idee wohl der Kooperation mit dem Gitarristen Dario Mollo. Schon beim folgenden, zweiten Song Black Widow Angel geht es wesentlich dunkler und riffbasierender zu. Einzig mit der Gesangsleistung bin ich nicht ganz zufrieden. Tony Martin klingt für mich immer dann am besten, wenn er melodiös singt. Doch gerade im Refrain schreit er geradezu verzweifelt und nimmt damit viel von der dunklen Heavyness.
Vom Metal zum Rock und zurück
Das erste Highlight des Albums stellt für mich Book Of Shadows dar. Der Song ist komplett mit mystisch-orchestralen Chören unterlegt. Trotzdem ist der Song nicht ruhig, denn der Bass treibt ihn wie ein schnelles Uhrwerk an. Dazu liefert Tony endlich eine Gesangsleistung, die auch auf dem Album Eternal Idol von Black Sabbath Platz gehabt hätte. Ein sensationeller Track, dem aber weitere folgen werden.
Das die schnellen und harten Stücke am Beginn nicht für das gesamte Album stehen habe ich ja schon angedeutet. Wie wahr das ist, beweist uns Crying Wolf. Das Lied ist eine kämpferische Komposition dessen Tango-Rhythmik von akustischen Gitarren getrieben werden. Das bietet viel Platz für das Entfalten seiner wunderbaren Stimme, die nur weicht, wenn Keyboards oder Gitarre eine Soloeinlage liefern.
Damned By You und No Shame führen uns zurück auf die hart gepflasterte Straße des Gitarrenrock. Besonders No Shame macht am Härtegrad der Riffs gemessen keine Gefangenen. Ganz auf böse kommt Nowhere To Fly daher und schaltet einen Gang runter. Das Level von Härte und riffbetonter Heavyness werden auf Passion Killer gehalten und beim Run Like The Devil mit ordentlich Speed aufgewertet. Dieser Kracher steht Schulter an Schulter mit den ersten beiden Songs des Albums und enthält ein geniales Gitarrensolo.
Das Ende überrascht
Anders kann man es nicht sagen. Mit This Is Your Damnation folgt ein völliger Stilbruch. Southern Rock Feeling und Countrygitarre regieren die Komposition. Doch es ist kein Bruch im Album, denn das Fordernde in der Rhythmik und Tonys Stimme halten alles zusammen. Spätestens ab dem zweiten Hören entwickelt der Song einen Sog, der süchtig macht. Eine großartige Nummer und ich bin froh, dass sie auf dem Album gelandet ist.
Wenn das Album Thorns heißt und mit eben diesem Titelstück endet, dann muss jetzt der Knaller kommen … und der Knaller kommt. Eine wunderbare Rocknummer, die sowohl gefühlvoll als auch hart ist. Dazu holt Tony Martin sich Unterstützung von Gastsängerin Pamela Moore, die schon auf Operation: Mindcrime I und II von Queensrÿche zu hören war. Ein abschließender Song, der qualitativ über allem auf dem Album steht und einfach nur als großartig bezeichnet werden kann.
Fazit
Das Album Thorns ist keine Momentaufnahme, sondern das Tagebuch einer musikalischen Reise und der Entdeckungen der letzten Jahrzehnte. Trotz aller Ausflüge in die moderne Heavyness zeigt Tony Martin, dass er dann am Besten klingt, wenn er unverkrampft und gefühlvoll seine Stimme präsentiert. Verdiente, rockige 8 / 10
Line Up
Tony Martin – Gesang
Scott McClellan – Gitarre
Magnus Rosen – Bass
Greg Smith – Bass
Danny Needham – Schlagzeug
Tracklist
01. As The World Burns
02. Black Widow Angel
03. Book Of Shadows
04. Crying Wolf
05. Damned By You
06. No Shame
07. Nowhere To Fly
08. Passion Killer
09. Run Like The Devil
10. This Is Your Damnation
11. Thorns
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