Adliga – Vobrazy – Album Review
Adliga – Vobrazy
Herkunft: Weißrussland
Release: 05.11.2021
Label: Eigenproduktion
Dauer: 41:00
Genre: Post Metal / Doom Metal
Adliga sind in deutschsprachigen Breitengraden noch relativ unbekannt, obwohl die Weißrussen 2020 mit ihrer Debüt-EP bereits eine überraschend starkes Scheibe vorgelegt haben. Mit Vobrazy folgt nun das erste Vollzeitalbum der jungen Combo, die sich irgendwo zwischen Post Metal und Doom Metal bewegt.
Die Band singt übrigens ausschließlich in ihrer Muttersprache und die Texte sind teilweise von weißrussischer Folklore beeinflusst. Das klingt für unsere westlich geprägten Ohren, die ja fast ausschließlich auf Deutsch und Englisch konditioniert sind, zunächst etwas seltsam. Allerdings auch sehr spannend, denn Weißrussisch passt zu dem musikalischen Genre-Mix wie das Corpse Paint zum Black Metal.
Hohes Niveau aus dem Nordosten
Das Stimmvolumen von Sängerin Katja Sidelova ist beachtlich. Die Dame beherrscht sowohl Screams, Mantra-artigen Sprechgesang als auch klassischen Klargesang. Die passenden, gutturalen und etwas heiseren Growls dazu liefert der Gitarrist Vladimir Burylov. Aber auch der Rest der Band versteht sein Handwerk. Die Gitarrenfraktion liefert eingängige Hooks und straighte Riffs, während Bass und Schlagzeug die Songs mit trockenen Rhythmen vorantreiben.
Der Song Žyvy ist ein gutes Beispiel für die gesamte Bandbreite von Adliga. Die Nummer schwankt zwischen Death-Doom-Passagen und melancholisch-klarem Prog Rock hin und her, wobei die Combo gelegentlich auch aufs Gaspedal tritt. Du kannst dich HIER davon überzeugen.
Mehr als die Summe seiner Teile
Wie bei allen Platten im Post/Doom-Universum gilt auch hier: Wer einzelne Hits zum immer wieder Abspielen sucht, der sollte lieber zur Bravo Hits greifen. Vobrazy ist nämlich ein Album, dessen einzelne Lieder eine Symbiose eingehen und deren Zusammenspiel erst die melancholisch-schöne Atmosphäre erschaffen, die dieses Genre auszeichnet und über all die Jahre interessant gehalten hat.
Wer dennoch einen Startpunkt für die Beschäftigung mit der Musik von Adliga sucht, der sollte sich Apošni Raz und Paparać Kvietka anhören. Ersteres ist ein mehr oder minder geradliniger Rock-Song, Zweiteres hingegen eine schmachtende Halbballade, die ihre volle Bandbreite erst nach mehreren Durchläufen offenbart.
Das Album hat natürlich seine Höhen und Tiefen, aber: Selbst in schwächeren Momenten kann man den Weißrussen nicht wirklich etwas vorwerfen, denn auch hier spielt die Band in einer sehr hohen Songwriting-Liga. Musikalisch weiß man in Zentraleuropa leider wenig über die Szene in Weißrussland, aber Adliga haben das Potenzial dazu, ein Aushängeschild für den Metal ihrer Region zu werden.
Fazit
Adliga senden uns mit ihrem Debütalbum Vobrazy Post-metallische Liebesgrüße aus Minsk. Die Band versteht ihr Handwerk und der weißrussische Gesang ist keine Hürde, sondern vielmehr ein spannender neuer Aspekt für die westlich geprägte Post Metal Hörerschaft.
Starke Leistung und 8 / 10
Line Up
Katja Sidelova – Gesang
Vladimir Burylov – Gitarre, Gesang
Ignat Pomazkov – Gitarre
Roman Petrashkevich – Bass
Artyom Voronko – Schlagzeug
Tracklist
01. Apošni Raz
02. Naščadkam
03. Zman
04. Žyvy
05. Paparać Kvietka
06. Bol Na Sercy
Links
Facebook Adliga
Bandcamp Adliga
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