Leprous – Aphelion – Album Review

Leprous – Aphelion
Herkunft:
Norwegen 
Release:
27.08.21
Label: Inside Out Music
Dauer:
56:06 / 01:08:15 – limitiertes Mediabook oder Vinyl inklusive zwei Bonustracks
Genre:
Progressive Rock 


Wenn das Licht am Ende des Tunnels umgewandelt werden könnte in Töne, so würde es genau wie Leprous klingen.

Mit dieser Textzeile wird man im offiziellen Pressetext in die Biografie der Band eingeführt. Eine Band, die sich seit ihren Anfängen 2009 kontinuierlich und stetig entwickelt und verändert. Ich selbst werde von Leprous seit ihrem Album Coal aus 2013 begleitet und kann diese Aussage mit bestem Gewissen unterschreiben. Wirkten die Anfänge der Band noch wie ein Blumenstrauß, floral und bunt, tendiert die Band um Frontmann Einar Solberg spätestens seit dem Album Malina aus 2017 in eine musikalische Richtung zu tendieren, die sich weg vom wilden und ungestümen progressiven Rock entwickelt und ernsthafter, geradliniger und monumentaler entwickelt. 

Aphelion, eine Fortsetzung von Pitfalls

Schon mit Pitfalls, dem prä-Covid Album aus 2019 schien die Musik des Quintetts noch mehr gereift, was vermutlich auch an der Thematik des Albums lag, verarbeitet Solberg in den Lyriks zu einem großen Teil doch seine Erkrankung an Depressionen. 

Auch das nun siebte Album, Aphelion, ist ein Spiegel dieser Erkrankung und greift dieses Thema auf. Eigentlich wollten Leprous eine EP veröffentlichen, doch sie entschieden sich für ein komplettes
Album. Solberg selbst sagt dazu: „Der Punkt bei diesem Album ist, dass es relativ intuitiv ist. Alle Songs wurden auf völlig unterschiedliche Weise geschrieben. Einige Songs wurden relativ
im Studio improvisiert, andere Songs wurden wie früher geschrieben, als ich zu Hause saß und schrieb und wir uns dann treffen, um das Ganze auszuarbeiten. Bei einigen der Songs haben wir sogar die Fans in den Schreibprozess einbezogen, es ist also ein ganz anderes Album. Es ist ein Song-für-Song-Album.

Dass es auf so unterschiedliche Weise geschrieben wurde und auch dass es in drei verschiedenen Studios aufgenommen wurde, hört man als Musikliebhaber und Kenner heraus. Auf mich selbst wirkt dies von Diversität geprägte Album deswegen umso interessanter, impulsiver und lebendiger. Ich bin mir jedoch sicher, dass diese Vielfältigkeit bei einigen als inhomogen bemängelt wird. 

Den Beginn des Albums macht der im Intro pianolastige Opener Running Low, dominiert von Solbergs Stimme, die noch gereifter und intensiver aus den Lautsprechern tönt, als ich sie in Erinnerung hatte. Der Track wurde auch vorab als Single ausgekoppelt und liefert einen ersten Appetizer aus dem Album HIER

Fiebrig und mit einer gewissen Verzweiflung in den Lyriks begleiten wir Solberg in Out Of Here durch eine Episode der Depression. Silhouette ist zumindest lyrisch gesehen ein kurzer Track, begeistert jedoch durch die Stakkato Riffs, die wirklich gut passen. Im beinahe sieben Minuten andauernden All The Moments zeigt die Band wie kraftvoll und ideenreich sie im Songwriting sind und greifen durchaus progressive Klänge auf, die an die Anfänge der Band erinnern. 

Mit The Silent Revelation, das ihr HIER hören könnt, hat es mir besonders angetan. Die Rhythmus,- und Tempiwechsel sind sehr ansprechend und unterlegen Solbergs Stimme gekonnt. Wer beim knapp acht Minuten Song On Hold eine Proghymne erwartet, wird vermutlich enttäuscht ob der offensichtlich fehlenden progressiven Elemente. Mich selbst begeistert der Track mit dem Text wie And I, I was always on the side, Of conformities and pride, Had no shelter from the rain, die nur so vor Intimität triefen. So stell ich mir ehrliche Musik vor! Mit Castaway Angels hat es eine akustische Ballade aufs Album geschafft. 

Der Closer der regulären Version Nighttime Disguise, die mir vorliegt, begeistert mit seiner Prog Noir Attitüde. Ein erneut tiefer Einblick in das gepeitschte Seelenleben des Songschreibers und ein würdiges Ende dieses schillernden Albums.


Fazit
Mit Aphelion schaffen Leprous ein Album voller schillernder Kontraste, das den alteingesessenen Progger vermutlich unbefriedigt zurücklässt, den für die Entwicklung der Band jedoch offenen Hörer mehr als begeistern wird. Von mir eine verliebte 9 / 10 für die fiktive Fortsetzung der Pitfalls

Line Up
Einar Solberg – Gesang, Keyboards
Tor Oddmund Suhrke – Gitarren
Robin Ognedal – Gitarren
Simen Børven – Bass
Baard Kolstad – Schlagzeug

Tracklist
01. Running Low 
02. Out Of Here 
03. Silhouette 
04. All The Moments 
05. Have You Ever? 
06. The Silent Revelation 
07. The Shadow Side 
08. On Hold 
09. Castaway Angels 
10. Nighttime Disguise 
Bonustracks:
11. A Prophecy To Trust 
12. Acquired Taste (Live 2021)

Links
Facebook Leprous
Webseite Leprous


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