Vreid – Wild North West – Album Review

Vreid – Wild North West
Herkunft:
Norwegen
Release:
30.04.2021
Label: Season of Mist
Dauer:
49:23
Genre:
Black ’n‘ Roll


Vreid-Band
Foto Credit: Håvard & Talle

Vreid sind eine dieser Bands, die ständig an ihrer Vergangenheit gemessen werden. Hervorgegangen aus den mächtigen Windir, bringt die Combo jetzt ihr bereits neuntes Album Wild North West auf den Markt.

Dafür haben sich die Norweger etwas besonderes ausgedacht: Die Songs des Albums ergeben ein Konzept, wobei für jedes Lied ein Video entstanden ist. Hintereinander angeschaut entsteht so eine Art Film mit einheitlichem Plot. Jarle Hváll Kvåle, unter anderem Bssist der Band, meint dazu: Wild North West ist eine Konzeptgeschichte über das Leben und seinen ewigen Schatten: den Tod. Sie ist um die Welt unseres fiktiven Charakters E herum aufgebaut […] Ist die Geschichte wahr oder fiktional? Ich würde sagen, beides, und manchmal ist es schwer, den Unterschied zu erkennen.“

Ein Wechselbad der Stimmungen

Der Titeltrack eröffnet das Album mit unheilvollen Klängen, die sich daraufhin mit rotzigen Black ’n‘ Roll-Passagen und ruhigeren, erzählenden Parts abwechseln. Dabei wird praktisch jedem optimistischen Moment ein trister Konterpart gegenübergestellt, Hoffnung ist hier nicht mehr als ein trügerisches Scheinbild. Du kannst dir den Song HIER anhören.

Diese Herangehensweise zieht sich durch das gesamte Album, Vreid spielen mit Stimmungen und bieten dabei nur oberflächlich betrachtet eine Hommage an ihre Heimat dar. Hinter der Musik und den Texten steckt eine tiefere Botschaft von Verzweiflung, lähmender Angst und ähnlicher, wenig erbaulicher Elemente. So heißt es beispielsweise in The Morning Red: Cold hands embrace me, Dreamlike ghost comes alive.“ Dieses Lied ist übrigens wegen seines langsamen, leicht psychedelischen Aufbaus und des atmosphärischen Klargesangs eine der stärksten Nummern der Scheibe.

Ein Genre allein reicht nicht aus

Ohnehin ist die Band für ihr Genre bekanntermaßen sehr breit aufgestellt, auch dieses Album stellt hier keine Ausnahme dar. Shadows of Aurora und Spikes Of God sind flottere Songs mit einfachen Stakkato-Riffs und Black Metal-artiger Grimmigkeit, während beispielsweise Dazed And Reduced wieder stärker in die atmosphärische Kerbe schlägt und fast schon an Dark Rock der Marke End Of Green erinnert.

Into The Mountains stellt nochmal ein spätes Highlight dar. So viel Stimmung kommt selten in einem Black ’n‘ Roll-Gewand daher, die Struktur und Naturthematik erinnert ein bisschen an Borknagar. Geklaut wurde hier aber nicht, ganz im Gegenteil: Vreid transformieren ein typisch-skandinavisches Thema in ihren ganz eigenen, teils schrägen Stil, inklusive elektronischer Ambient-Klänge.

Das abschließende Shadowland entlässt den Hörer mit einem fast 10-minutigen Opus, welches noch einmal alle Stilelemente der Band beinhaltet und aufzeigt, dass sich die Norweger eigentlich nicht in ein bestimmtes Genre einordnen lassen.

Übrigens: Den „Film“ zum Album kannst du HIER in seiner Gesamtheit anschauen.


Fazit
Vreid machen es ihren Hörern auch mit Wild North West nicht ganz einfach. Ein Durchgang alleine reicht nicht aus, um das Werk vollständig erfassen zu können. Die Thematik und die musikalische Umsetzung sind es aber wert, sich mit diesem Album eingehender zu beschäftigen. Für so viel Raffinesse, die dennoch nicht in abstruse Verkopftheit ausartet, gibt es starke 8,5 / 10.

Line Up
Jarle Hváll Kvåle – Bass, Keyboard, Hintergrundgesang, Gitarre
Sture Dingsøyr – Gesang, Gitarre
Jørn Holen – Schlagzeug
Stian Bakketeig – Gitarre
Gastmusiker
Terje ‘Valfar’ Bakken – Keyboard bei “Into the Mountains”
Espen Bakketeig – Keyboard bei “Wolves at Sea”, “Dazed & Reduced”, “Shadowland”
Eli, Helena, Anna – Hintergrundgesang bei “Into the Mountains”

Tracklist
01. Wild North West
02. Wolves at Sea
03. The Morning Red
04. Shadows of Aurora
05. Spikes of God
06. Dazed and Reduced
07. Into the Mountains
08. Shadowland

Links
Webseite Vreid
Facebook Vreid


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