Richard Barbieri – Under A Spell – Album Review

Richard Barbieri – Under A Spell
Herkunft:
UK
Release: 
26.02.2021
Label:
Kscope Music
Dauer:
49:40
Genre:
Art Rock / Ambient / Electronic


Foto Credit: Carl Glover

Vorstellen muss man Richard Barbieri sicherlich nicht großartig. Seit seiner Mitwirkung bei den New Wave Pionieren Japan in den späten 1970ern und spätestens mit Porcupine Tree hat sich der Engländer in die Synapsen progressiver Musikfans als smarter Designer von Sounds und atmosphärischen Stimmungen gespielt. Blieb er auf den Werken seiner genannten Bands oft im Hintergrund und konnte eher unterschwellig durchweg Gutes leisten, so spielt er auf seinen mittlerweile vier Soloscheiben naturgemäß eine Hauptrolle.

Der Nachfolge des 2017er Planets + Persona tritt nun Under A Spell an, den es wie üblich auf CD, etwaigen Vinyl Varianten sowie digital als Stream oder Download zu entdecken gilt. Einige namhafte Musiker, unter anderem Percy Jones und Steve Hogarth, haben ihren Beitrag zu diesem wunderbaren Album geleistet.

Komplexe Klangwelten im Zeichen des Kontrollverlustes

Die Scheibe ist nicht nur unter Pandemiebeschränkungen im eigenen Heimstudio entstanden. Ihr hört man zu jeder Zeit die (alb)traumhafte, surreale und überpräsente Atmosphäre an, unter dessen äußerlichen Bedingungen sie entstanden ist. Richard Barbieri ist ein Spezialist für Soundteppiche, die fein gewoben den Weg zu versteckter Melodiösität ebnen. Das HIER mit Video ausgekoppelte Flair 2 zeigt das schon ganz gut. Eine schräg phrasierte Trompete, fein getupfte Klavieranschläge sowie eine Menge Elektronik lässt den Hörer in Klangwelten abtauchen, die sich zumindest mit der Vorstellungskraft des Hörer jeglichen Kontaktbeschränkungen verweigern.

Wie auch Serpentine ein Zeugnis eines unendlich kreativen Kopfes ist. HIER ein unglaublich intensives 360 Grad Video dazu, das stark an Blair Witch Project erinnert und die bedrohliche Gedanken- und Gefühlswelt des Kontrollverlustes, die sich unter dem Einfluss von Pandemie und Lockdown bilden kann und aus der auch der Name des Album folgert, sehr eindrucksvoll wiedergibt.

Nicht zugänglich, aber einladend

Leicht zugänglich ist Under A Spell eher nicht, memorable Melodien stehen hier nicht im Vordergrund. Auf Gesang wurde auf dem gesamten Album verzichtet, ab und an sind Vokaltupfer unter anderem von Steve Hogarth zu vernehmen. Diese sind eher als zusätzliche Soundfarbe zu sehen und haben keine eigene Aussagekraft, fügen sich aber nahtlos in das weitere Geschehen ein und unterstützen den traumartigen, unwirklichen Charakter des Soundkonstruktes. Wer sich auf dieses Klanglabyrinth nicht klaren Kopfes einlässt, läuft Gefahr sich drin zu verirren.


Fazit
Mit seinem neuesten Werk Under A Spell schafft Richard Barbieri eine komplex arrangierte, fein instrumentierte Scheibe, die das gesamte Spektrum der menschlichen Gefühle und des Seelenlebens auslotet. Diese Symbiose aus Artrock und elektronischem Ambient ist satt produziert, bis in die kleinsten Details ausgearbeitet und man mag es kaum glauben, dass Under A Spell in kurzer Zeit produziert wurde. Das spricht für die Virtuosität des Klang- und Emotionsdesigner Barbieri. Für diese in vielerlei Sinne eindringliche Platte gibt es 8.5 / 10

Line Up
Richard Barbieri – Keyboards, Synthesizer
Christian Saggese – Akustikgitarre
Axel Crone – Bass
Percy Jones – Bass
Kjell Severinsson – Schlagzeug, Perkussion
Luca Calabrese – Trompete
Klas Assarsson – Vibraphon
Gill Morley – Violine
Steve Hogarth – Stimmen
Suzanne Barbieri – Stimmen
Lisen Rylander Löve – Stimmen
Sophie Worthen – Stimmen

Tracklist
01. Under A Spell
02. Clockwork
03. Flaire 2
04. A Star Light
05. Serpentine
06. Sleep Will Find You
07. Sketch 6
08. Darkness Will Find You
09. Lucid

Links
Facebook Richard Barbieri
Instagram Richard Barbieri


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