Alt und Neu aus meinem Plattenschrank – Meine Empfehlung für Sonntag – Kolumne
Alt und Neu aus meinem Plattenschrank ist eine wiederkehrende Kolumne, in der unsere Redakteure jeweils ein Album zur näheren Besprechung und Vorstellung auswählen. Die perfekte Sonntagslektüre mit dem bestimmt ein oder anderen bisher unbekannten Musiktipp.
Ein Album, das ich immer wieder gerne aus meinem CD-Regal ziehe, und das meiner Meinung nach unverdientermaßen eher nicht so bekannt ist, ist A Bloodred Path der Schweden Gates Of Ishtar.
In meiner Jugend in den Neunzigern hatte mich die Melodic Death/Black Metal Welle gepackt, als ich Werke wie The Jester Race von In Flames, The Gallery von Dark Tranquillity, At The Gates‘ Slaughter of the Soul oder Dissections unsterbliches Meisterwerk Storm of the Light’s Bane gehört hatte.
Ich brauchte mehr von diesem Sound und stöberte daher regelmäßig in den CD-Regalen unseres kleinen Plattenladens und des lokalen Saturn herum.
Ein roher Diamant des schwedischen Melo-Death
Eine Band, die ich dabei entdeckte, waren die grandiosen Gates of Ishtar mit ihrem Debüt A Bloodred Path. Das Cover-Artwork und das Bandlogo zogen mich direkt an und versprachen nicht zuviel!
Bis zum heutigen Tag liebe ich dieses Album, weil es auf der einen Seite die schönen melodischen Twin-Guitars bot, wie sie auch In Flames hatten, aber zudem noch einen Schuss mehr Aggression und Rohheit im Sound hatte. Schade, dass diese oft übersehene Band nur drei Alben aufnahm und sich 1999 wieder auflöste (einige Mitglieder gründeten dann The Duskfall).
Leider konnte ich sie niemals live erleben, ich denke aber, dass sie auch auf der Bühne eine ähnliche rohe Energie an den Tag gelegt haben wie auf Platte.
Ohrwurm-Melodien und rohe Wildheit
An diesem Album gefällt mir einfach alles: Das eingängige Instrumental-Intro Inanna (meine Schwester und ich haben bis heute einen Ohrwurm davon), dann der tolle erste Song Where The Winds of Darkness Blow, der schön schrammelig und mit einem kernigen Yaaaaaahhhhhhh Growl beginnt, bevor das Schlagzeug drauflosholzt. Ich mag die Rohheit und Wildheit der Kompositionen auf der einen, aber andrerseits auch die puristische Instrumentierung und die griffige Produktion.
Die Akkorde klingen fett und satt, das Drumming ist auf den Punkt, die Soli und Twin-Guitars haben den typisch schwedischen Death Metal Sound, und die Growls von Mikael Sandorf sind einfach perfekt. Das mit dem geflüsterten Songtitel beginnende The Silence ist einfach ein weiterer Hit: es ist einfach zu geil, wie nach dem Flüstern erstmal ein Doublebass/Blastbeat-Gewitter losbricht, und dann der Verse im Midtempo loslegt.
Dieser Song bietet viel Abwechslungsreichtum, mehrere Tempowechsel und tolle Melodien.
Aggression, Raserei, Melancholie und WASP
Schnelle Banger wie Tears oder Into Seasons of Frost mit ihren tollen Melodien überzeugen ebenso wie düster-melancholische Songs wie The Dreaming Glade, When Daylight’s Gone oder der Titeltrack A Bloodred Path, in dem die Band noch mal alle Register zieht: schnelle fast schon black-metal-artige Gitarren und Blastbeat-Parts treffen auf einen ungewöhnlichen Keyboard-Part im Mittelteil, der von akustischen Gitarren untermalt unkitschig und sehr abwechslungsreich daherkommt.
Zum Schluss wird noch der Kultband WASP gehuldigt, indem Gates of Ishtar einen ihrer größten Hits erstaunlich gelungen covern, und zwar den Song I Wanna Be Somebody, einer der Songs auf dem Sampler Best of Metal Decade, der mich 1993 zum Metal brachte. Aber das ist eine andere Geschichte …
Jeder Fan der Frühwerke von In Flames, Dark Tranquillity und Co. sollte Gates of Ishtar’s Debüt (und auch die andren beiden Alben) im Schrank haben, einfach ein zeitloser Klassiker!
Alle drei Alben wurden auch remastert und mit neuen Cover-Artworks vesehen (die alten Cover der Nachfolgealben The Dawn of Flames und At Dusk and Forever waren damals eher Mist im Vergleich zum coolen Artwork des Debüts).
Schönen metallischen Sonntag und hört euch diese besondere Band und ihr grandioses Debüt unbedingt an!!!
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