Locus Neminis – Verborgen in der Zeit – Album Review

Locus Neminis – Verborgen in der Zeit
Herkunft:
Österreich
Release:
18.12.2020
Label:
Independent
Dauer:
50:32
Genre:
Symphonic Black Metal


Locus Neminis sind unter Kennern längst keine Unbekannten mehr. Acht Jahre nach ihrem Debutalbum Weltenwanderung, das damals bereits durchwegs gute Kritiken einheimsen konnte, legen die Extrem Metaller aus Oberösterreich mit Verborgen in der Zeit spät aber doch ein zweites Album nach.

Das Album wurde zur Gänze von der Band selbst produziert und soll im Vergleich zum Vorgänger mehr Industrial Einflüsse mit sich bringen. Ob sich die lange Wartezeit gelohnt hat werden die nächsten Zeilen zeigen.

Was lange währt…

Sagittarius A beginnt direkt damit, genau jene düstere Atmosphäre aufzubauen, die man von einem Album dieser Art erwartet. Großflächige Synths in Kombination mit eher gemächlichen Gitarren und einer Prise Hall lassen bereits erahnen, dass hier etwas auf den Hörer zukommt. Und nach einer knappen Minute gehen die Herrschaften dann auch tatsächlich in die Vollen und lassen keine Zweifel daran aufkommen, dass hier wahre Künstler am Werk sind.

Gitarrenshreds gehen Hand in Hand mit Blastbeats und wechseln sich mit Synth Passagen ab – die hier wesentlich moderner klingen als noch auf dem Vorgänger – wobei das alles definitiv Hand und Fuß hat sowie ideal aufeinander abgestimmt ist. Auch die verschiedenen Einflüsse der Band – hier seien etwa Emperor, Dimmu Borgir oder Anaal Nathrakh genannt – kommen unverkennbar zur Geltung, lassen aber dennoch genug Raum für die eigene Note der Band.

Ex Machina hat einen insgesamt relativ thrashigen Beginn, der nach einer kurzen Strophe in eine atmosphärisch äußerst wertvolle Bridge übergeht. Das wechselt sich ein paar Male so ab, bis man in einen eher unerwarteten Part kommt, der beinahe Breakdown Charakter hat und von dem aus man letztlich in einem Stück des Liedes landet, welcher das Attribut ‚Symphonic‘ mehr als verdient hat. Ganz großes Kino an dieser Stelle.

Im Aphel des Vortex startet mit einem ziemlich Industrial lastigen Intro, dessen Synths beinahe schon etwas spacig anmuten. Insgesamt erinnert das Instrumental hier etwa an die guten alten Dimmu Borgir Zeiten – allerdings mit phasenweise wesentlich versierteren Gitarristen. Das Zwischenfazit nach einem knappen Drittel des Albums kann an dieser Stelle nur lauten, dass zumindest der Beginn von Verborgen in der Zeit über jeden Zweifel erhaben ist.

Verschnaufen geht später auch noch

Für die Ewigkeit lässt sich im Wesentlichen als fünfeinhalb minütiges Blastfeuerwerk beschreiben. Zwischendurch wird hier nur kurz pausiert damit Xarius mal eben zeigen kann, dass er auch clean singen kann, wenn er denn möchte. Nachdem die Frage dann geklärt ist wird allerdings gleich wieder voll in die Pedale getreten. Das kann man in diesem Fall sogar wörtlich nehmen, denn was Ramiz hier am Schlagzeug leistet, ist schlicht und einfach nicht mehr menschlich.

Erschaffen aus dem Nichts nimmt vergleichsweise wieder etwas an Tempo raus, aber überzeugt umso mehr durch die düstere Atmosphäre, die durch eingestreute Headbangpassagen ergänzt werden. Zwischendurch darf auch J.P. an der Gitarre das eine oder andere hörenswerte Solo abfeuern. Gegen Ende lässt man den Song mit großflächigen Synths und viel Hall ausklingen.

Irgendwie passt das alles

Bei Monument lässt der Titel bereits erahnen, was auf den Hörer zukommt. Hier sind die Jungs wieder äußerst sportlich unterwegs und es gibt nicht wenige Bands, die froh wären solche Solos spielen zu können, die hier gerade mal als normales Lead Riff durchgehen. Kompromisslos wird hier weitergepflügt und gehämmert, dass es nur so eine Freude ist. Wie bereits das gesamte bisherige Album über, sind auch die Keyboards präsent, heben den Song auf eine noch höhere Stufe als er so schon wäre – aber sind dabei niemals aufdringlich oder störend. Auf dem ohnehin bisher fehlerfreien Album sticht Monument tatsächlich noch als Highlight heraus.

Unaufhaltsam schreiten wir voran und sind inzwischen im letzten Drittel des Albums angelangt, welches mit dem Titeltrack Verborgen in der Zeit eröffnet wird. Nach dem obligatorischen einminütigen Intro geht’s auch jetzt wieder zur Sache. Abwechslung wird hier beim Refrain geboten, der einen unbewusst den Kopf zum Takt mitbewegen lässt. Die Herren zeigen hier, dass sie nicht nur schnell und episch, sondern auch richtig gut grooven können, wenn sie möchten. Der restliche Song ist auf dem inzwischen gewohnt hohen Niveau und lässt keinen Platz für allzu viel Kritik.

Großes Finale oder Ende mit Schrecken?

Wer bis hierhin denkt, dass es eigentlich gar nicht besser werden kann wird von Nur das Rauschen des Signals eines Besseren belehrt. So viele Dinge, die auf den vorhergehenden Songs bereits herausgestochen sind, werden hier zusammen in einen Song gepackt und perfekt durchgemixt. Seien es lächerlich schnelle Blasts, Synthläufe die aus einem Hans Zimmer Soundtrack stammen könnten oder insgesamt ein Songwriting, das einen sprachlos zurücklässt.

Zum Abschluss gibt es mit Zerfall zwischen toten Sternen und Staub noch ein siebeneinhalb Minuten Epos. Dabei kann man von einem mehr als angemessenen Abschluss des Albums sprechen. Eigentlich will man sich an dieser Stelle ja nicht wiederholen. Aber alles klingt einfach genau so, wie es klingen soll und noch mehr. Deshalb lassen wir diese Aussage ohne große Umschweife so stehen. Nach 50 Minuten ist das Album durch und das Einzige was man bemängeln könnte ist, dass dann tatsächlich schon Schluss ist.


Fazit
Kann Verborgen in der Zeit das Niveau des Vorgängers halten? Nein definitiv nicht – hier haben sich Locus Neminis mindestens um zwei Klassen gesteigert. Rechtfertigt das Ergebnis die schier unendlich lange Produktionszeit? (I’m looking at you, Jari Mäenpää) Hier gibt es dafür ein eindeutiges Ja. Das Album ist durchgängig grandios und trotz intensivster Suche findet sich kein Grund hier etwas anderes zu vergeben als 9,5 / 10.

9,5

Line Up
Xarius – Gesang, Bass
J.P. – Gitarre
Ramiz – Schlagzeug
Antimaterie – Synths

Tracklist
01. Sagittarius A
02. Ex Machina
03. Im Aphel des Vortex
04. Für die Ewigkeit
05. Erschaffen aus dem Nichts
06. Monument
07. Verborgen in der Zeit
08. Nur das Rauschen des Signals
09. Zerfall zwischen toten Sternen und Staub

Links
Facebook Locus Neminis
Youtube Locus Neminis
Bandcamp Locus Neminis


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