Alt und Neu aus meinem Plattenschrank – Meine Empfehlung für Sonntag – Kolumne
Alt und Neu aus meinem Plattenschrank ist eine wiederkehrende Kolumne, in der unsere Redakteure jeweils ein Album zur näheren Besprechung und Vorstellung auswählen. Die perfekte Sonntagslektüre mit dem ein oder anderen, bisher unbekannten Musiktipp.
Oft geht’s blöd: Nachdem sich die deutsche Dark Metal Band Agathodaimon 2014 aufgelöst hat, gab sie im Februar 2020 ihr Comeback bekannt – pünktlich zum Ausbruch der Corona-Pandemie. Wirklich kein gutes Timing, aber damals wusste ja noch niemand, wie suboptimal sich das Jahr entwickeln wird. Bis heute hat die Combo sechs Studioalben veröffentlicht. Album Nummer vier namens Serpent’s Embrace kam 2004 heraus und diese Kolumne beschäftigt sich mit genau dieser Platte. Denn: Das Werk hat den damals noch jungen Schreiber dieser Zeilen so richtig geflasht.
Zu dieser Zeit waren melodische Schwarzheimer-Bands wie Graveworm und Dimmu Borgir sehr populär, viele Metal-Fans haben sich so etwas angehört. Empfehlungen auf YouTube, Spotify usw. gab es allerdings noch nicht, man musste schon selbst nach neuen Bands suchen. Ach, die gute, alte Zeit…jedenfalls war der Titelsong des damals neuen Agathodaimon-Albums auf dem Sampler irgendeines Magazins zu hören. Das Lied war so völlig anders als alle anderen Nummern des Samplers und blieb dadurch im Gehörgang hängen.
Ein Album wie ein guter Wein
Das Album Serpent’s Embrace wurde also mit großem Interesse bestellt und beim ersten Mal mit viel Spannung gehört. Brachial wie Black Metal, gleichzeitig aber auch eingängig wie Power Metal, dazu ein gewisser Gothic-Flair und ein Hang zu vertrackten Song-Strukturen – all das haute die deutsche Band dem geneigten Hörer um die Ohren. Kurz gesagt: Es war ein völliger Overkill, aber gerade dadurch hinterließ das Album einen bleibenden Eindruck. Auch heute noch, 16 Jahre und viele Durchläufe später, weiß die Scheibe zu begeistern.
Songs wie Cellos for the Insatiable, HIER nachzuhören, werden einfach nicht langweilig. Der cleane Gesang im Refrain von Light Reborn verbreitet nach wie vor eine geile Stimmung, wovon du dich HIER überzeugen kannst. Die größte Überraschung des Albums ist aber das Lied Solitude, das von einer gewissen Ophelia gesungen wird. Der ruhige Schmachtfetzen ist einfach eine der besten Balladen des Metal-Universums, Punkt. Schenk‘ dir ein Glas Rotwein ein und zünde ein paar Kerzen an, bevor du dir den Song HIER anhörst.
Veränderung ist gut
Die ersten Alben der Combo waren eine Art Blaupause der deutschen Melodic Black Metal-Schule, mit Serpent’s Embrace hat die Band ihren Sound aber endgültig umgekrempelt. Das hat damals nicht jedem gefallen – wie das nun einmal so ist mit Bands, die es wagen, neue Wege einzuschlagen. In diesem Fall aber hat sich der Schritt gelohnt, denn Serpent’s Embrace ist ein Kleinod des metallischen Kunsthandwerks made in Germany. Ganz viel Liebe für dieses Album, welches in meinem übervollen Musikregal immer einen Ehrenplatz haben wird.
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