Pallbearer – Forgotten Days – Album Review

Pallbearer – Forgotten Days
Herkunft:
Arkansas / USA
Release:
23.10.2020
Label:
Nuclear Blast
Dauer:
53:00
Genre:
Doom Metal


Foto Credit: Jacob Slaton/Ebru Yildiz

Pallbearer sind einfach eine außergewöhnliche Band im amerikanischen Doom / Metal. Mit ihrem nunmehr vierten Album Forgotten Days beweisen sie erneut, wie kraftvoll und abwechslungsreich man den Doom zelebrieren kann. Eine Band, die mit jedem Album aufs Neue zeigt, wieviel man aus dieser Musikrichtung rausholen kann.

Das Album behandelt als Hauptthema die Familie, insbesondere tragische Themen wie Tod und Verlust, was sich auch im exzellenten Covergemälde wiederfindet. Die Planung und Aufnahmen des Albums erstreckten sich über das ganze Jahr 2019. Man merkt dem Werk auch an, wie viel Arbeit die Amerikaner investiert haben.

Naturgewalt und Melancholie

Die gewaltige Soundwand des fetten Riffings im Opener und Titeltrack Forgotten Days überrollt den Hörer förmlich wie eine Naturgewalt. Dabei klingen Pallbearer niemals stumpf oder langweilig, sondern immer spannend und anspruchsvoll, der gefühlvolle Gesang erzeugt einen tollen Kontrast zu den schweren Akkorden.

Riverbed erinnert am Anfang mit seinem elegischen Schwelgesolo ein wenig an Paradise Lost. In tiefem Moll gehaltene Riffs untermalen den Gesang, der gerade im Refrain wirklich unter die Haut geht und einfach perfekt zur melancholischen Atmosphäre des Songs passt. Jeder Song von Pallbearer gleicht einer Reise, steckt voller Eindrücke, die man zunächst nur am Rande wahrnimmt, aber die einen trotzdem nachhaltig treffen.

In Stasis beeindruckt Brett Campbell erneut mit seinen Gesangsparts, und die Gitarren punkten mit Melodie und Finesse, ein spacig-doomiger Mittelpart verleiht dem Song eine außerweltlich-sphärische Aura.

Doom-Epik im Breitwand-Format

Mit über zwölf Minuten Länge ist Silver Wings auf jeden Fall das große Epos der Platte, und die Musiker zelebrieren hier ihr Handwerk genussvoll, seien es Mark Lierly’s progressives Drumming, Joseph D. Rowland’s Bassläufe, oder die schwermütigen urgewaltigen Gitarrenriffs oder bittersüßen Melodien von Devin Holt und Brett Campbell. Der Gesang hat gleichzeitig etwas Klagendes wie Beschwörendes, und die mehrstimmigen Parts verursachen wirklich Gänsehaut. Leise sanfte Akustikpassagen wechseln sich mit schweren tieftraurigen Doomparts ab, und auch hier erinnern die Soli mich ein weiteres Mal an Greg Mackintosh’s Gitarrenleads bei Paradise Lost. Diesen Song einmal live auf der Bühne erleben zu können, stelle ich mir als ein Highlight zukünftiger Pallbearer Shows vor.

Meisterhafte Musikalität, Schwere und Leichtigkeit

Mit etwas mehr Tempo geht es in The Quicksand of Existing weiter, ein schöner Song zum Headbangen, mit vorzüglichen Gitarrensoli im Mittelteil! Vengeance & Ruination ist eine stampfende, eindringliche Doom-Hymne, und Rite of Passage hat die vielleicht interessantesten Basspassagen des ganzen Albums.

Mit Caledonia klingt das Album dann entspannt und getragen aus, viel Hall auf dem Gesang, Akustikgitarren und sphärische Synth-Passagen geben dem Song aber trotz der Pallbearer’schen
doomigen Schwere zwischendurch eine gewisse Leichtigkeit. Diese Parts gehen sogar ein wenig in Richtung Gothic Metal, was den Song um eine spannende Facette bereichert. Die Musikalität dieser Band ist einfach immer wieder beeindruckend, was gerade die fantastischen Gitarrensolopassagen zeigen.


Fazit
Pallbearer sind einfach eine Institution im modernen Doom Metal geworden. Sie bereichern das Genre mit jedem Album um einen weiteren Klassiker. Forgotten Days ist wieder so eine Platte. Ein vorzügliches Doom-Meisterwerk, das es trotz tonnenschwerer Riffs nicht an Musikalität und Einfallsreichtum mangeln lässt. Mir ist dieses Werk 9 / 10 wert!

Line Up
Brett Campbell – Gesang/Gitarre
Devin Holt – Gitarre
Joseph D. Rowland – Bass/Gesang
Mark Lierly – Schlagzeug

Tracklist
01. Forgotten Days
02. Riverbed
03. Stasis
04. Silver Wings
05. The Quicksand of Existing
06. Vengeance & Ruination
07. Rite of Passage
08. Caledonia

Links
Webseite Pallbearer
Facebook Pallbearer


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