Armored Saint – Punching The Sky – Album Review

Armored Saint – Punching The Sky
Herkunft:
Kalifornien / USA
Release:
23.10.2020
Label:
Metal Blade Records / Sony Music
Dauer:
53:29
Genre:
Heavy Metal


Foto Credit: Travis Shinn

Direkt mit ihrem ersten Beitrag Lesson Well Learned auf der legendären Metal Massacre Reihe hatten sich  die 1980 gegründeten Kalifornier Armored Saint in die Herzen der Metal Fans auf dem ganzen Globus gespielt. Mit ihrem Debütalbum March Of The Saint im Gepäck war die Band im Anschluss mit Metallica auf US Tour. Diese waren von Ausnahmesänger John Bush dermaßen begeistert, dass sie gleich mal versuchten ihn abzuwerben. Eine interessante Vorstellung, aber Bush blieb seiner Band treu und entschied sich für den steinigen Weg.

Der Tod von Gründungsmitglied Dave Prichard 1990 und die zwischenzeitliche Auflösung sind dabei ein Teil der bewegenden Bandgeschichte, zu der auch die Gitarristen Jeff Duncan, Phil Sandoval und Schlagzeuger Gonzo Sandoval maßgeblich beigetragen haben.Während der Auszeit von Armored Saint nahm John Bush 1993 das Angebot von Anthrax an, wo er bis 2005 für den zwischenzeitlich geschassten Joey Belladonna einsprang.

Bassist Joey Vera ersetzte dagegen Joe DiBiase bei Fates Warning dauerhaft. Im Jahr 2000 kehrten Armored Saint mit ihrem Comeback Album Revelation zurück. Trotzdem vergingen wieder zehn Jahre, bis mit LaRazza der nächste Tonträger den Weg in die Verkaufsregale fand. Das Album überraschte und begeisterte Fans und Kritiker mit einem erwachseneren Bandsound. Ein Wandel, den Win Hands Down 2015 fortsetzte und nun mit Punching The Sky weiter verfeinert werden soll.

„Wir wollten richtig gute Musik schreiben“

So bringt es Bassist Joey Vera auf den Punkt und das darf man schon nach dem chilligen Einstieg mit den Klängen der Uilleann Pipes – gespielt von Patrick D’Arcy, in den Opener Standing On The Shoulders Of Giants als gelungen bescheinigen. Die packende, dichte Nummer entfaltet schon nach wenigen Minuten den typischen, einzigartigen Saint-Vibe. Das gelungene Video zum Song findest du HIER und solltest du dir nicht entgehen lassen. End Of The Attention Span war der erste veröffentlichte Song des Albums und gehört zu den treibenden Saint-Songs, die auch auf Klassikern wie Symbol of Salvation hätten stehen können. Die ausdrucksstarken Gesangslinien von John Bush beim smarten Refrain zeigen dabei dessen ganze Klasse, was ihr HIER im Video unbedingt anchecken solltet.

Bubble wirkt zunächst etwas sperriger, da die Tempo- und Rhythmuswechsel hier ein paar Durchläufe benötigen, bis der Knoten platzt. Das Groovemonster My Jurisdiction trifft einen dagegen direkt in der Magengegend. Joeys prägnantes Bassspiel und der Punch von Schlagzeuger Gonzo prägen dabei den verspielten Track. Do Wrong To None marschiert zu Beginn mit einer mechanisch, metallischen Kälte voran, die etwas verzerrten Vocals unterstreichen diesen Effekt. Im krassen Kontrast dazu steht der Wechsel zum warmen, fließenden Refrain und der bluesige Gitarrensound.

„Alben vergehen nicht; sie überdauern uns „

So kommentiert John Bush die Herangehensweise an Punching The Sky. Das macht Songs wie das herrlich luftige Lone Wolf einfach so großartig. Die Band muss niemandem mehr etwas beweisen und so kann der charismatische Sänger die Vielseitigkeit seiner grandiosen Stimme auf dem atmosphärischen Stück voll ausspielen. Im Anschluss steht mit Missile To Gun ein schnellerer Song, der mit raffinierten Riffs eine Spannung erzeugt, die der Sänger aufgreift und mit einem griffigen Refrain veredelt. Fly in the Ointment besitzt wieder diese enorme Leichtigkeit und schafft raumgreifende Momente für den Gesang.

Die Stimmung wechselt abrupt beim im besten Sinne progressiven Bark No Bite. Die Gitarren versprühen Classic Rock Vibes, während die Rhythmusfraktion groovt, was das Zeug hält. Wieder einmal ist es der Ausnahmesänger, der wie Klebstoff zwischen den einzelnen Teilen des vertrackten Songs wirkt, alles zusammenhält und zu einer einzigartigen Nummer verschmelzen lässt- einfach grandios! Danach darf man sich in die gefühlvollen, bluesigen Gitarren und den warmen, sanft umschmeichelnden Gesang auf Unfair fallen lassen. Das ruppigere Never You Fret beschließt ein weiteres bärenstarkes Album einer Band, die nach 40 Jahren in fast unveränderter Besetzung immer noch zum Besten gehört was die Szene zu bieten hat.


Fazit
Darf man ein so vielseitiges Album wie Punching The Sky noch als Heavy Metal bezeichnen? Ja, darf man! Auch wenn die Riffs nicht brutal und überfallartig über einen herfallen, sondern mit Herz, Hirn und verdammt viel Emotionen auf eine subtilere Art fesseln. Die Songs von Armored Saint folgen schon lange nicht mehr einem konventionellen Heavy-Metal-Schema. Ich hoffe, die Band wird uns noch lange erhalten bleiben, einstweilen vergebe ich eine 9,5 / 10 für ein nahezu perfektes Album.

9,5
Line Up
John Bush – Gesang
Joey Vera – Bass
Phil Sandoval – Gitarre
Jeff Duncan – Gitarre
Gonzo Sandoval – Schlagzeug

Tracklist
01. Standing on the Shoulders of Giants
02. End of the Attention Span
03. Bubble
04. My Jurisdiction
05. Do Wrong to None
06. Lone Wolf
07. Missile to Gun
08. Fly in the Ointment
09. Bark No Bite
10. Unfair
11. Never You Fret

Links
Facebook Armored Saint
Webseite Armored Saint


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