24/7 Diva Heaven – Stress – Album Review
24/7 Diva Heaven – Stress
Herkunft: Berlin / Deutschland
Release: 19.03.2021
Label: Noisolution
Dauer: 39:04
Genre: Alternative Rock
Ernste Themen muss man nicht unbedingt mit erhobenem Zeigefinger und freudlosem Gesichtsausdruck vorbringen. Das Berliner Trio 24/7 Diva Heaven befasst sich beispielsweise mit Fremdenfeindlichkeit, Homophobie und Sexismus – ohne dabei den Spaß an der Musik aus dem Blick zu verlieren.
Neben der Mitbegründung und Weiterentwicklung der Berliner Grrrl Noisy-Bewegung HIER haben die drei Musikerinnen auch noch die Zeit gefunden, ihr Debütalbum Stress einzuspielen. Musikalisch bewegt sich die Combo darauf zwischen Grunge, Alternative Rock und Punk mit klaren Referenzen in die 1990er Jahre.
Selbst ist die Frau
Der Sound dringt rotzig, aber klar abgemischt und drückend aus den Boxen. Der Opener Potface rockt direkt drauflos und geht geradlinig in die Gehörgänge, während man sich tatsächlich in Grunge- beziehungsweise Riot Grrrl-Zeiten zurückversetzt fühlt. Die Nummer Bitter Lollipop klingt durch seine Pop-Punk-Melodien etwas zahmer, wobei die Damen zwischen den Strophen aber trotzdem knackige Gitarrenriffs und wummernde Basslinien raus hauen. Eine starke Nummer mit einem ebenso gelungenen Video, das du HIER finden kannst.
Auch die anderen Songs auf Stress machen Spaß. Vor allem, weil sie nicht überproduziert daherkommen und die Band sich wenig aus allzu vertrackten Song-Strukturen macht. Es wird geradeaus drauflos gerockt, wobei das Trio trotzdem darauf achtet, nicht nur monoton Riff an Riff zu gliedern. Mal aggressiv wie in Shamebath oder Death To, mal verspielt wie in Everything Sucks oder Topped With Cheese – auch die Reihenfolge der Nummern ist gut gewählt.
Durchwegs spannend
In der Mitte des Albums befindet sich mit Everyman ein Ausreißer in Form einer Ballade, die durch den Fuzz-Reißwolf gedreht wurde. Hier zeigen 24/7 Diva Heaven, dass ihre Musik auch in eher gemächlichem Tempo funktioniert. Die Stimme von Sängerin Katharina Ott-Alavi ist sowohl hier als auch in den anderen Songs über jeden Zweifel erhaben. Dasselbe gilt für die anderen Bandmitglieder – wo viele andere Bands eher uninspiriert dahinbrettern und dabei das Gesamtbild aus den Augen verlieren, baut das Trio Spannungsbögen oder mächtig-groovende Basslinien ein.
Die letzte Nummer namens Outro ist übrigens kein Outro, sondern ein eigenständiges Lied. Nach Einwahlgeräuschen eines 56k-Modems – die Älteren erinnern sich bestimmt noch – präsentiert uns die Combo eine Art Grunge-Indie-Klangwalze. Nach dem ersten Durchlauf des knapp 40-minütigen Album ist klar: Diese Band sollte man im Auge behalten, wenn man sich was aus dem rohen Sound der 1990er Jahre macht und keine Genre-Scheuklappen aufgesetzt hat.
Fazit
24/7 Diva Heaven strotzen vor Energie und haben sich mit ihrem Debüt Stress weit mehr als einen Achtungserfolg verdient. Die Scheibe hat keine wirklichen Durchhänger und macht einfach richtig viel Spaß. Bleibt zu hoffen, dass diese Band bald wieder live spielen kann. Bis dahin gibt es verdiente 8,5 / 10.
Line Up
Katharina Ott-Alavi – Gitarre, Gesang
Karo Paschedag – Bass
Mary Westphal – Schlagzeug
Tracklist
01. Potface
02. Bitter Lollipop
03. Shamebath
04. Everything Sucks
05. Head On Collision
06. Everyman
07. J.T.
08. Death To
09. Topped With Cheese
10. White Swamp
11. Outro
Links
Facebook 24/7 Diva Heaven
Bandcamp 24/7 Diva Heaven
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